Der „Graue Star“ bzw. Blindheit bei Papageien und Sittichen
Als grauen Star wird die Trübung der Linse im Auge bezeichnet, die sich mit der Zeit immer weiter ausweitet. Oft wird geschildert, dass man wie durch einen herabstürzenden Wasserfall sieht. Langfristig führt es zu einem langen aber schmerzfreien Sehverlust. In 90% aller Fälle wird der Graue Star alterbedingt ausgelöst. Also eine Alterserkrankung. Bei Menschen ist ein operativer Eingriff und ein einsetzten eines Linsenimplantates möglich. Das gibt es für Ziervögel leider nicht.In meiner langjährigen Tierschutzarbeit habe ich schon einige Fälle von Grauen Star miterleben müssen. Insbesondere fiel mir auf, dass es viele Lutino und Albino Farbschläge bei Nymphensittichen betrifft. Daher überraschte es mich nicht direkt, dass mein alter Nymphensittich Opi eine gräuliche Stelle in Mitten der Pupille bekam.
Natürlich musste tierärztlich ausgeschlossen werden, dass es sich nicht um etwas anderes handelt. Bei manchen bakteriellen Entzündungen oder Hornhautverletzungen kann es ebenfalls zu ergrauten Stellen kommen.
Wenn man nun die Diagnose grauer Star bei einem eignen Vogel bekommt, wie damit umgehen und was tun? Zunächst ist es ein Schock. Kein Sorge, auch für mich, die das bei fremden Vögeln schon öfter beobachtet hat. Es ist aber kein Todesurteil. In der Regel sind es einfach Alterserscheinungen, die eben bei dem einen oder anderen Liebling nicht ausbleiben.
Zunächst muss man sich die langfristigen Folgen klar machen. Wenn die Diagnose früh genug gestellt wurde, ist vielleicht vorerst nur das eine Auge betroffen oder es kann noch durch einen „Nebel“ durchgesehen werden. Ein blinder Vogel wird nicht mehr fliegen können und wird, sofern er die Orte der Futtergabe nicht kennt, auch kein Futter mehr finden. Er wird keinen anderen Vögel mehr ausweichen können und auch nur die Äste im Käfig treffen, an die sich erinnern kann oder gewohnt ist. Es besteht erhöhte Verletzungsgefahr, da der Vogel nicht sieht, wohin er fällt bzw. wie tief er fällt.
Erfahrungsgemäß ist von einer Einzelhaltung oder Trennung vom Schwarm in diesem Fall dennoch abzuraten. In den meisten Fällen hat es sich bewährt einen artgleichen flugunfähigen Partner als „Blindenhund“ einzusetzen. Auch für diesen besteht die Gefahr des Fallens und Verletzens sowie der fettärmeren Ernährung aufgrund fehlender andauernder Flugaktivität. Da der Graue Star meist bei wirklich älteren Vögeln einsetzt, sollte es sich beim Partner nicht um einen flugunfähigen agilen Jungvogel handeln. Eine ruhigerer Charakter oder entsprechendes Alter sollte schon gegeben sein. Das passt also von den Rahmenbedingungen sehr gut.
Die Wahl des Käfig ist schwierig, denn gerade für Vögel, die ganztägig Freiflug gewohnt sind, ist das plötzliche eingesperrt sein vor vollständiger Erblindung nicht verständlich. Daher sollte man die Freiflugzeiten langsam verringern aber immer dabei der Verlauf des Erblindungszustandes im Auge behalten.
Von anderen grauen Star Patienten weiß ich, dass sofort nach der Diagnose ein kleiner flacherer Käfig aufgestellt wurde, in dem die meisten Sitzstangen/Sitzbrettchen und Sitzseile im unteren Bereich angebracht wurden. Zunächst stand der Käfig nur da. Dann wurden Leckereien in dem Käfig angebracht, um den betreffenden Patienten in den Käfig zu locken. Mit fortschreitendem Zustand wurden die Zeiten der freifluglosen Zeit langsam erhöht. Es ist auch zu beobachten, dass sich mit Zunahme der Erblindung die Tiere in kleineren Käfigen und Volieren wohler bzw. sicherer fühlten. Zum Zeitpunkt der vollständigen Erblindung sollte jedoch in jedem Fall der Vogel an seinen „neuen“ Lebensraum gewöhnt sein. Die Wege zu den Näpfen und zum Futter sollten von Beginn an nicht mehr verändert werden. Das gleiche gilt für die Positionen der Sitzstangen, die aber natürlich weiterhin in regelmäßigen Abständen ausgetauscht werden müssen.
Als Tipp ist immer wieder zu lesen, dass man sich zu Beginn einen kleinen Vorrat an gleichen Näpfen anlegen soll, die man dann bei Bedarf austauschen kann. Veränderung bei Fressnapfform oder Material können zu größeren Irritationen bei blinden Vögeln führen.
Das Wichtigste ist also die Gewohnheit alle Dinge so vorzufinden wie sie es kennen.
Blindenbehilfsvögel oder „Blindenhunde“ können stark helfen, die Situation für den blinden Vogel wesentlich zu verbessern. Ein Frühzeitiger Beginn der Suche nach dem passenden Blindenhund ist daher absolut empfehlenswert. Warum die Flugunfähigkeit dieser Blindenführer so wichtig ist, lässt sich an einem ganz kleinen Beispiel verdeutlichen: Ein gesunder Vogel möchte fliegen und sich auch sehr viel außerhalb des Käfigs bewegen. Er ist schnell und hat keine Einschränkungen. Es ist also eine Qual für ihn, in dem unbeaufsichtigten Zeitraum des Tages eingesperrt zu sein. Auch kann der Vogel weitere Strecken springen. Ein Folgen des blinden Partners ist kaum möglich. Auch das animieren zum Folgen kann zu erhöhter Verletzungsgefahr beim blinden Vogel führen.
Daher ist es in der Tat ratsam, zwei blinde oder einen flugunfähigen und einen blinden Vogel zusammen zu setzen. Die beiden kann man dann im beaufsichtigten Zeitraum des Tages auch beispielsweise aus dem Käfig raus nehmen und auf ein „vorher angewöhnten“ Spielplatz oder Wühlkiste setzen. Der flugbehinderte Vogel kann den blinden Vogel nicht „abhauen“.
Ich selbst befinde mich gerade in der Phase einen flugunfähigen Partner zu suchen und einen „sicheren“ Käfig in einer guten Größe zu finden. Wie ich schon festgestellt habe, darf der Käfig keinen zu hohen Absatz (Plastikwanne oder Kodschublade aus Stahl) haben, da der Vogel sonst nicht ohne weiteres hoch kommt. Das Aufstellen von Leiter um den Absatz zu überbrücken, ist nicht optimal, da bei Fall von einer Sitztange ein Aufprall auf die Leiter oder mit der Leiter zu Verletzungen führen könnten. Ausserdem muss die Voliere aus einem unverzinkten Material sein, da die Bewohner auch den Schnabel zum Klettern benutzten werden. Daher kommt entweder nur ein Eigenbau mit Edelstahl oder eine original neue und durchgängig einwandfrei beschichtete Marken-Hammerschlag-Voliere in Frage.
Der Artikel wurde am 18.06.2010 von Dagi veröffentlicht.
Ähnliche Artikel in diesem Blog
Handaufzucht versus Naturbrut - die Vor- und Nachteile vom 03.09.2009
Wo finde ich einen Vermittlungsvogel? vom 03.09.2009
Gartenleckereien vom 09.09.2009
Die Frist Lady Rosa vom 12.09.2009
Luise und eine weitere DNA Analyse vom 09.03.2010
Handaufzucht versus Naturbrut - die Vor- und Nachteile vom 03.09.2009
Wo finde ich einen Vermittlungsvogel? vom 03.09.2009
Gartenleckereien vom 09.09.2009
Die Frist Lady Rosa vom 12.09.2009
Luise und eine weitere DNA Analyse vom 09.03.2010
Helga Wiedemann aus Bayern (24.06.2014 - 17:55)
Hallo. Ich habe 2 Blaustirnamazonen, beide flugunfähig aber eine davon auf einem Auge blind.
Ihr Bericht ist sehr eindrucksvoll geschrieben und hat mich darin bestärkt, nicht aufzugeben oder den halb-blinden papagei einschläfern zu lassen (hatte sowieso nie daran gedacht - aber andere schon...).
Immer wieder gehe ich auf diese Seite und lese diesen Bericht. SUPER!!!
Vielen Dank und lieben Gruß Helga Wiedemann
Ihr Bericht ist sehr eindrucksvoll geschrieben und hat mich darin bestärkt, nicht aufzugeben oder den halb-blinden papagei einschläfern zu lassen (hatte sowieso nie daran gedacht - aber andere schon...).
Immer wieder gehe ich auf diese Seite und lese diesen Bericht. SUPER!!!
Vielen Dank und lieben Gruß Helga Wiedemann
Michaela Otter aus st. pölten (07.08.2016 - 16:38)
Hallo! habe heute erst diesen artikel gelesen und möchte gerne meine erfahrung mit meiner erblindeten 52jährigen Graupapageiendame teilen! ich habe sie seit zwei Jahren und sie ist auf einem Auge ganz blind. in diesem Auge hat sich auch ein Melanom gebildet . auch das zweite Auge ist sehr stark betroffen. mit diesem
nimmt sie hauptsächlich nur mehr Schatten wahr! sie ist flugunfähig aber eine gute Fußgängerin! ihren Käfig benutzt sie nur als Nachtquartier! tagsüber ist sie unterwegs . 30m2 kann sie ihr eigennennen! Dort gibt es fixe Futterplätze, Kartons mit Puzzleteilen, einen circa 20 cm hohen Spielplatz mit Leiter , einen Weidenkorb zum nagen , Nischen zum Verstecken sowie diverse Sitzstangen. unter denen Zeitungspapier ausgelegt ist , da sie nur an diesen Plätzen ihr Geschäft erledigt! Den Käfig habe ich für sie so eingerichtet, dass sie gut zu ihren Futternäpfen kommt. Bei Schönwetter nehme ich sie mit in den Garten! Auch da hat sie eine Sitzgelegenheit oder sie geht auf der Terrasse spazieren! Geduscht wird regelmäßig mit der Blumenspritze! Als Ritual vor dem Schlafen gehen, gibt es immer ein Stück Banane, welche ich ihr per Hand füttere! Soll heißen ich halte die Banane und sie beißt ab. 2 std. täglich sind für kraulen und kuschel eingeplant! Das genießt sie und ich dann ganz besonders! Ich finde sie ist trotz dieser Behinderung ein glücklicher Vogel und kommt super zurecht! Ich wünsche mir von Herzen noch viele Jahre mit ihr! Sie ist einfach ein super lieber Papagei und ich liebe sie über alles!
nimmt sie hauptsächlich nur mehr Schatten wahr! sie ist flugunfähig aber eine gute Fußgängerin! ihren Käfig benutzt sie nur als Nachtquartier! tagsüber ist sie unterwegs . 30m2 kann sie ihr eigennennen! Dort gibt es fixe Futterplätze, Kartons mit Puzzleteilen, einen circa 20 cm hohen Spielplatz mit Leiter , einen Weidenkorb zum nagen , Nischen zum Verstecken sowie diverse Sitzstangen. unter denen Zeitungspapier ausgelegt ist , da sie nur an diesen Plätzen ihr Geschäft erledigt! Den Käfig habe ich für sie so eingerichtet, dass sie gut zu ihren Futternäpfen kommt. Bei Schönwetter nehme ich sie mit in den Garten! Auch da hat sie eine Sitzgelegenheit oder sie geht auf der Terrasse spazieren! Geduscht wird regelmäßig mit der Blumenspritze! Als Ritual vor dem Schlafen gehen, gibt es immer ein Stück Banane, welche ich ihr per Hand füttere! Soll heißen ich halte die Banane und sie beißt ab. 2 std. täglich sind für kraulen und kuschel eingeplant! Das genießt sie und ich dann ganz besonders! Ich finde sie ist trotz dieser Behinderung ein glücklicher Vogel und kommt super zurecht! Ich wünsche mir von Herzen noch viele Jahre mit ihr! Sie ist einfach ein super lieber Papagei und ich liebe sie über alles!
Ute aus neuss (11.07.2017 - 00:25)
Das freut mich, dass Sie so eine tolle Beziehung mit Ihrem Papagei haben, hört sich so super an. Sie wünschen sich noch viele Jahre mit ihr, vielleicht machen Sie aus 30qm ihre ganze Wohnung oder Haus, essen mit ihr gemeinsam, dass lieben Papageien ja und aus 2 Stunden werden dann 15 Stunden. Ich wünsche Ihnen von Herzen noch viele schöne Jahre mit Ihrer älteren Lady. Schöne Grüße
Ute Lindgens aus neuss (11.07.2017 - 00:38)
..ach, ich vergaß, wie die Vorgängerin beschrieb, wäre es schön, wenn ein 2. Kamerad dazu käme, dann wäre es wirklich perfekt für die lady. Nie wieder alleine.