Handaufzucht versus Naturbrut - die Vor- und Nachteile
NaturbrutBei der Naturbrut werden die Küken bis zur Selbstständigkeit von den Elterntieren aufgenommen
Pro:
- haben elterliche Nestwärme erfahren können
- sind sozialisiert und akzeptieren Artgenossen
- haben Beisshemmungen und Respekt vor dem
Menschen
- machen während der Pubertät weniger Probleme
- werden mit etwas Geduld ebenfalls zahm (dann
aber weil sie diesen Menschen wirklich mögen)
- besseres Kennenlernen der natürlichen
Verhaltensweise und Körpersprache der Tiere,
dadurch besseres Abschätzen von gefährlichen
Situationen möglich
- haben keinen gebrochen Willen
- Verpaarung ist wesentlich einfacher
- strakes Immunsystem, keine Mangelerscheinungen
durch fehlende Enzyme
- gesunde Bindung an den Menschen
- günstiger als Handaufzuchten
- neigen weniger zur krankhaften Fehlprägungen
- zuverlässigere Eltern wenn man selbst
irgendwann Küken haben möchte
- bei Kakadus geringere Gefahr für Partner- bzw.
Hennemorde
- Vogel weiß das er ein Vogel ist und kennt
Grenzen
- psychisch und physisch stabiler als Handaufzucht
- genauso sprachbegabt und talentiert wie
Handaufzuchten
- ebenso geeignet für Wohnungshaltung
Contra:
- anfangs nicht so leicht zu handhaben
- sind nicht von vorne an zahm
- das Vertrauen zu gewinnen kostet Zeit und Geduld
- größerer Stressfaktor bei der Umgewöhnung
- Naturbruten sind mittlerweile schwieriger zu
bekommen und werden oft nur unter Züchtern
ausgetauscht
Leider werden häufig Käufern falsche Tatsachen vorgespielt oder mit Vorurteilen konfrontiert, die nicht der Wahrheit entsprechen, um doch die teurere problematische Handaufzucht zu verkaufen. Unwissenheit wird gerne ausgenutzt.
Handaufzucht
Unter Handaufzucht versteht man, dass der Sittich oder Papagei von Menschen und nicht von seinen Eltern groß gezogen wird. Dabei unterscheidet man zwischen:
Tag-Null-Handauzucht / Kunstbrut:
Die Eier werden von einer Brutmaschine ausgebrütet und dann beginnt die Aufzucht durch den Menschen.
Handaufzucht:
Die Eltern legen die Eier und brüten die Küken aus, dann übernimmt der Mensch die Aufzucht.
Teilhandaufzucht:
Die Eltern brüten die Eier aus und ziehen die kleinen groß. Die Küken werden nach einigen Wochen zugefüttert bis die Aufzucht nach ein paar weiteren Wochen vom Mensch übernommen wird.
Geschwisterhandaufzucht:
Siehe Teilhandaufzucht oder Handaufzucht. Hier kommt jedoch ein entscheidender Faktor hinzu. Die Küken sitzen zusammen mit ihren Geschwistern und erlernen etwas Sozialverhalten.
Notfallhandaufzucht:
Die Elterntiere versuchen ihre Jungen selbst groß zu ziehen. Aufgrund von einem bestimmten negativen Ereignis ist der Mensch gezwungen die weitere Aufzucht zu übernehmen (Krankheit od. Tod der Elterntiere, Aufgabe des Geleges durch Eltern, Eltern töten eines oder mehrere der Küken).
Natürlich gibt es auch weitere Mischformen von Handaufzuchtsmöglichkeiten.
Pro:
Der Vogel
- hat keine Angst
- kennt und akzeptiert den Menschen von klein auf
- ist von Beginn an zahm
- sucht die Nähe zum Menschen (Elternersatz)
- ist im Krankheitsfall leichter zu behandeln
(kennen Spritze und Löffel)
- ist leichter in den Käfig zurückzutransportieren
- viele alltäglichen Dinge sind sie schon gewohnt
Contra:
Der Vogel
- lernt kein vogelspezifisches Verhalten von
seinen Eltern
- sind keine Garantie für Sprachbegabung oder
bleibende Zahmheit
- hat keine elterliche Nestewärme bekommen
- ist teuer
- ist genauso wenn nicht noch ungeeigneter für
Einzelhaltung als eine Naturbrut
- oft hat er durch die Ersatzaufzuchtsprodukte
Mangelerscheinungen, die sich erst sehr viel
später bemerkbar machen ( schwaches Immunsystem
durch fehlende natürliche Enzyme)
- hat großen Stress durch die frühe Trennung von
den Eltern
- der Vogel hat keine Angst aber eben auch keinen
Respekt vor der Hand
- hat keine Beisshemmung (wird fester und öfter
beissen als Naturbrut)
- sehr große Probleme entstehen erst in der
Pubertät (häufigstes Abgabealter)
- neigt eher dazu sich zum einem Schreier,
Beisser oder Federrupfer zu entwickeln
- ist nicht sozialisiert (Ausnahme
Geschwisterhandaufzucht)
- wird oft dominant
- besonders gefährlich bei Einzelhaltung, da
Eifersuchtsattacken auf andere
Familienmitglieder geflogen werden
- der Vogel weiß nicht zu wem er sich hingezogen
fühlen soll und wen als Rivalen betrachten
- durch den gebrochenen Willen kann der neue
Halter den Vogel ( zu sehr als sein Spielzeug
sehen, wenn es dem Halter gefällt) überfordern,
was zu einer unterbewussten Angst, die sich
irgendwann in Aggression oder Frustration
umwandelt
- verstärkte Aggression während der Brutigkeits-
phasen
- müssen Grenzen gesetzt bekommen
- starke Bindung an den Menschen, die bei
Nachgehen eines normalen Menschenalltags zu
Problemen führen kann (Arbeiten gehen, Urlaub
oder Wochenendausflug kann zu einem großen
Problem für das Tier werden)
- können zu Kletten werden
- haben meist Probleme selbst Küken alleine groß
zu ziehen (wenn man sie brüten lassen möchte)
- bei weissen Kakadus größere Gefahr für
Partnermorde/ Hennenmorde
- hat keine Angst vor natürlichen Feinden
- Zahmheit und Kuscheltierersatz dient einfach
als Werbemittel für großen Gewinn bei Verkäufern
Durch Paar- oder Schwarmhaltung (von klein auf) mit weiteren Teilhandaufzuchten oder Naturbruten kann das TEILWEISE negative Verhalten ausgeglichen werden.
Bitte beim Kauf einer Handaufzucht immer darauf achten, dass der Vogel bereits FUTTERFEST ist!
Ausnahme: Insbesondere kommt es bei liebevollen Hobbyzüchtern schon mal zur einer Notfallhandaufzucht, die mit ihren Geschwistern aufwächst und gut versorgt wird. Dies sind Ausnahmefälle, wo das Überleben der Küken von der Hilfe des Menschen abhängig gemacht wird. In der Regel handelt es sich bei solchen Vögeln um Teilhandaufzuchten aus Notfallsituation. Das passiert aber bei einem Züchter nicht bei allen seiner Vogelarten auf einmal und nicht mehrmals in einem Jahr ;)
Der Artikel wurde am 03.09.2009 von Dagi veröffentlicht.
Angst, Vogel, Probleme, Menschen, Eltern, Handaufzucht, Naturbrut, Aufzucht, Eier, Mensch, Halter, Contra
Ähnliche Artikel in diesem Blog
Vor- und Nachteile von Abgabevögeln vom 02.09.2009
Wo finde ich einen Vermittlungsvogel? vom 03.09.2009
Meine Mitbewohnerin Rosa - heute der Stolz der Familie vom 04.09.2009
Einen Kakadu greifen -meine erste Papagei Maniküre vom 06.11.2009
Einzelhaltung & Handaufzucht - eine schmerzhafter Haltererfahrung vom 11.11.2009
Vor- und Nachteile von Abgabevögeln vom 02.09.2009
Wo finde ich einen Vermittlungsvogel? vom 03.09.2009
Meine Mitbewohnerin Rosa - heute der Stolz der Familie vom 04.09.2009
Einen Kakadu greifen -meine erste Papagei Maniküre vom 06.11.2009
Einzelhaltung & Handaufzucht - eine schmerzhafter Haltererfahrung vom 11.11.2009
Monika Jöbstl aus Österreich (01.02.2011 - 10:10)
Das ist ja mal ein sehr sorgfälltig gemachter Artikel.
Das Pro und Contra Handaufzucht ist eben sehr wichtig für den Halter und auch für die Papageien.
Tolle Seite habt ihr da gemacht!!!!
Lg Monika
Das Pro und Contra Handaufzucht ist eben sehr wichtig für den Halter und auch für die Papageien.
Tolle Seite habt ihr da gemacht!!!!
Lg Monika
Luise aus Deutschland (11.06.2014 - 22:56)
Gute Übersicht, danke! Die anderen Artikel finde ich ebenfalls lesenswert.
muhammed aus ahaus (24.06.2014 - 17:56)
hallo dann noch eine frage denn bei der halb handaufzucht wird das tier doch von den eltern erstmal versorgd und wissen doch das sie papageien sind und denn noch handzarm da sie der menschlichen hand seid kleinauf gewöhnt sind ist das so richtig ? weil ich möchte mir gerne ein pärchen edelpapageien kaufen udn es sollte keine handaufzucht seien aber ich will sie schon zarm bekommen da ich sie als haustier haben will und nicht als züchter möchte sie auch sehr gerne sprechen lehren